Dienstag, 15. Oktober 2013

Le Yaudet


Le Yaudet - Baie de la vierge

Gegenüber vom Beg Léguer liegt Le Yaudet. Die Anhöhe befindet sich in der Mitte der Mündung des Flusses Léguer, der nach einem Weg durch waldiges Land die Stadt Lannion teilt, um dann durch diese Trichtermündung ins Meer zu fließen. Auf der nördlichen Seite von Le Yaudet fließt der Fluß, auf der anderen Seite reicht eine kleine Bucht ins Land hinein, genannt Pont Roux, sodass aus dieser Spitze eine Halbinsel wird.
Die Fischerhäuser
Im Mittelalter war hier eine Stadt, die Civitas Vetus, die alte Stadt, auf Bretonisch Ar Yodet – Le Yaudet. 
Vom Weiler, der zum Städtchen Ploulec’h gehört, führt eine ziemlich steile Straße zu dieser Bucht hinunter, an der kleine Fischerhäuschen wie eine Perlenkette aneinandergereiht stehen. Die Fischer fischten einst in der Flußmündung. Auf der anderen Seite der Bucht ist der Hang hinauf unbebaut.

Mur de la pêcherie

Bei Ebbe - die Mauer führt vom südlichen Ufer zur Landspitze
Bei Ebbe sieht man auf dem Boden der kleinen Bucht vor Pont Roux Reste einer Mauer. Diese „mur de la pêcherie“, die Fischermauer, führt 200 m von der Spitze der Halbinsel zum gegenüberliegenden Ufer. Sie ist 2 m breit und 1 m hoch und bis zu 2 Meter in den schlammig-sandigen Boden getrieben, wie Bauarbeiter bei Arbeiten nach der Ölpest herausfanden. Sie bildete eine Barriere durch die ganze Bucht, mit drei Öffnungen, von denen man vermutet, dass sie zur Regulierung der Flut dienten. Heute ist die Mauer zu großen Teilen eingestürzt.
Zum ersten Mal wird die Mauer im 12. Jahrhundert erwähnt, doch sie könnte aus der gallischen Zeit stammen. Geographie -Professor Jean -Pierre Pinot spekuliert, die Mauer könnte ein Fragment aus der Eisenzeit sein, als der Meerespiegel 6 m tiefer lag. Es könnte sein, dass sie Lagerhallen und einen Hafen aus der Phönizierzeit begrenzte. Seit dem Mittelalter und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts diente sie jedoch zum Fischfang, indem die Fische bei ablaufendem Wasser innerhalb der Mauer blieben und gefangen werden konnten. Sie war auch die Ursache für das Wunder vom 30. März 1938, als zur Freude der Fischer von Yaudet ein ganzer Schwarm Sardinen in dieser Bucht gefangen wurde, die sich nicht selbst über die Mauer retten konnten.  
Die Mauer könnte auch als Damm zur Wasserspeicherung für eine Gezeitenmühle gedient haben. Möglich ist beides, Fischfalle und Staudamm.
Die Flußmündung wird laut Karte Baie de la Vierge genannt. Die Bucht der Jungfrau. Und diese Jungfrau ist das interessante an dieser Höhe Le Yaudet im Fluß.

Archäologische Stätte



Haus neben der Kirche
Le Yaudet ist eine archäologische Ausgrabungsstätte. Die Siedlung geht zurück auf das Neolithikum, die Jungsteinzeit, etwa 5000 Jahre vor der Zeitenwende. Im Gegensatz zu anderen Plätzen der Region, wo megalithische Stätten auf die Menschen damals hinweisen, sind hier keine steinernen Zeugen erhalten. Bei Ausgrabungen jedoch wurden alltägliche Gegenstände wie Werkzeuge aus Feuerstein, geschliffene Äxte und Tonscherben gefunden. Man fand auch eine weibliche Figur, die ein Kind trägt. Es gibt zwar keinerlei Spuren von Behausungen auf den Höhen, doch man vermutet eben, dass die Menschen unten in der Bucht siedelten, als der Meeresspiegel niederer als heute war.
Die ersten Spuren von Behausungen gehen auf das erste Jahrhundert unserer Zeit zurück. Im Süden des Plateaus überragte eine Stadt mit ein paar hundert Einwohnern den Hafen. Von der Felsspitze beherrschte ein Wall aus Steinen und Erde die Bucht der Jungfrau. So entstand ein Hafen für den Handel mit den anderen keltischen Stämmen des Trégors und den Stämmen jenseits des Kanals. Münzfunde weisen auf ihn hin. Während der römischen Besatzung entstand auch ein Handel mit Italien. Der kleine Hafen war in das Handelsnetz der Römer eingebunden.
Reste des Römerkastells
Um die Abwehr der Angriffe von Sachsen und Wikingern an der Bretonischen Küste zu verstärken, wurde oberhalb derFelsenklippe eine Steinmauer mit Zugängen erbaut. Einige Teile sind heute noch sichtbar. Bis ins vierte Jahrhundert wurde der Ort von einer römischen Garnison geschützt.
Nach dem Abzug der Römer verschwindet der Ort aus den Aufzeichnungen. Die Menschen lebten von Landwirtschaft und Fischerei, es gab vermutlich auch ein Kloster dort, doch offensichtlich geschah nichts weiter bemerkenswertes, bis im 13. Jahrhundert die Auflösung begann. Die Menschen zogen weg. Im 16. Jahrhundert war der Ort verlassen.
Zum Schutz vor den Engländern wurde im 18. Jahrhundert ein Gebäude für die Küstenwache gebaut – gleich neben den Fundamenten eines römischen Kastells. Diese Wachhäuser stehen überall entlang des Küstenwegs – der auch der Zöllnerweg genannt wird.  Die Ruine wurde 1982 restauriert. Auf den Fundamenten eines anderen römischen Forts wurde 1845 mit Blick auf den alten Hafen ein Schutzhaus für die Wachen erstellt. 

La Vierge couchée

Le Yaudet mit der Kirche
Die Kirche Notre-Dame du Yaudet war immer Ziel von Wallfahrten und eines jährlichen Pardons. Fast verborgen durch einige Pinien steht sie in einem umfriedeten Pfarrbezirk neben einem Friedhof aus dem 16. Jahrhundert
Die heutige Kirche, die 1861 erbaut wurde, steht auf einem alten Kultplatz. Ihr Fundament ist das Fundament eines römischen Tempels, von dem auch einige Baumaterialien verwendet wurden.
Das Altarbild ist eine Seltenheit. Es verkörpert eine von zwei Strömen christlicher Mystik in der Bretagne. Das naive Bild zeigt eine schlafende Jungfrau auf einem Bett aus dem 17. Jahrhundert. Die Symbolik dieses Bildes ist jedoch uralt. Sie stammt aus der Römerzeit.
Um eine Konfrontation mit den örtlichen Druiden zu vermeiden, bauten die römischen Besatzer an dieser Stelle einen Tempel und weihten ihn der Göttin Cybele, die liegend, ihr Kind stillend, dargestellt wurde.
Das Altarbild
Schon die Kelten hatten eine Göttin mit Kind hier verehrt. Bei den Ausgrabungen wurden eine Figur aus der Steinzeit entdeckt, ebenfalls eine Frau mit Kind, sodass man davon ausgeht, dass auch in prähistorischen Zeiten bereits diese Mutter mit Kind hier verehrt wurde. Als die Christen die Bretagne übernahmen, bekam ihre Kirche nicht den sonst üblichen Namen des Eremiten, den es vor Sachsen und Angel über den Kanal geweht hatte, sondern auch sie übernahmen das Bild der Mutter mit Kind, die ja durchaus ihren Platz im Christentum hatte.
Als neutraler Besucher dieses Altars fragt man sich dann auch durchaus, ob dieser Altar überhaupt christlich ist. Das naive Bild der mit Spitzen umrahmten und bedeckten Puppen von Mutter und Kind, von denen man nur die Köpfe sieht, hat so gar nichts von dem, was man in einer Kirche erwartet. Zwar sitzt da diese männliche Figur mit einem Bischofstab, doch da streiten sich die Gelehrten, ob es der Prophet Jessajah oder der heilige Joseph sei, welch letzterer logischer wäre, wenn das Bild Christi Geburt darstellen sollte. Allerdings las ich in einer Erklärung eines gewissen Pierre Barbier, das könne aus seiner Sicht nicht sein, da ja Gott der Vater sei. Außerdem trage die Figur Krone und Zepter und sitze in der heiligen Pose des ewigen Vaters der bretonischen Trinité, der Dreieinigkeit. Außerdem fliege die Taube des Heiligen Geistes über der Szene.
Das alte Dorf
Nun ja. Entweder Christi Geburt oder die Dreifaltigkeit, man kann sich streiten.Vielleicht ist es auch einfach die Urmutter aus einer Zeit lange bevor das Christentum an diesen Gestaden landete. Oder die keltische Fruchtbarkeitsgöttin Brigidh.
Rechts und links flankieren in zwei halbrunden Nischen umrahmt von korinthischen Säulen die Figuren von Saint Anne, Marias Mutter, und Saint Joachim, ihr Vater, das Bild.
Vor dem Bild, auf dem Altar, steht ein kleines metallenes Kreuz. Es ist auf jeden Fall eine christliche Kirche.





Traditionell wird am 1. Mai um Mitternacht ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. Diese Nacht ist die Nacht von Beltane, dem keltischen Frühjahrsfest der Fruchtbarkeit. 
Über den Eichen hinunter auf die Mündung

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