Montag, 31. Oktober 2016

Die Geschichte eines Strandes - Teil 3


Fortsetzung des Dramas von 2014 bis 2016

Die Geschichte des kleinen Strandes geht weiter. Jedes Jahr ist es spannend, wie er sich wieder verändert hat.
Den schlimmsten Zustand hatte er im Jahr 2014 erreicht.

2014

Als ich am dritten Wochenende im September 2014 in Trégastel ankomme, ist das Wetter herrlich, as Meer ruhig und der kleine Strand unterhalb der sieben Häuser wunderbar aufgeräumt, eine Sandschicht liegt sauber über der Böschung. Wie eine Düne im Sonnenschein, könnte man meinen.

Nur der Abbruch am Rand oben erinnert an die Vergangenheit

Winter 2013/2014

Doch die Geschichte des kleinen Strandes hatte sich dieses Jahr mit einer Tragödie fortgesetzt.

Um den Jahreswechsel war ein Sturm nach dem anderen über die Bretagne gefegt. Selbst die Presse Deutschlands, sonst nicht sehr informationsfreudig, was Neuigkeiten aus der Bretagne angeht, berichtete über diese Wetterkapriolen. Ganze Städte wurden überflutet, da die Flüsse aus dem Landesinnern Hochwasser trugen. Und die Stürme zerstörten zusammen mit den Brechern aus dem Meer ziemlich viele Küstenwege.
Mir fällt irgendwann auf meinen Wanderungen entlang der Küste auf, dass die Landmasse der Bretagne abgenommen hat. Es fehlen Stücke. Sie waren damals während des Jahreswechsels wohl ins Meer gespült worden. In Landrellec fehlt der Amboss - das riesige, tonnenschwere Stück Felsen, das wie der Amboss einer Schmiede geformt war. Er ist einfach verschwunden. Und das Stückchen Halbinsel, vor dem er in dem Steinechaos gestanden hatte, durchaus immer mal wieder bei Hochwasser umspült, ist kleiner, der Grasstreifen sehr schmal geworden. Der Küstenweg zurück nach Trégastel hat sich ebenfalls wieder an einigen Stellen verändert. Es ist ein bisschen wie diese Bilder auf Rätselseiten - zwei identische Bilder mit kleinen Unterschieden, die man zu finden hat. Das alte Bild ist in meiner Erinnerung - das neue vor meinem Auge - was hat sich seit letztem Jahr verändert? Mir fällt bei dieser Gelegenheit auf, dass ich diese Küste mit all ihren Buchten, Biegungen, Felsen und Grasnarben so oft gesehen habe, dass ich wirklich oft kleine Unterschiede erkenne. Doch es gibt auch welche, die für jeden deutlich sind. Der Weg vom Hafen von Landrellec um die Landnase herum, gegenüber liegen die Île d'Aval und die Île Grande - ist schmal geworden, es fehlt zum Wasser hin ein Stück - und sogar ein Schutzzaun wurde einige Meter gezogen, ein Zeichen, dass es wirklich ganz schlimm um diesen Pfad gestanden haben muss.

Ganz schlimm hatte es auch wieder den kleinen Strand - die Grève Rose - getroffen. Meine Vermieterin hatte mir nach den Stürmen im Winter Fotos geschickt.
Die Wucht der Wellen haben auch die massive Natursteinblöcke unterspült.

Ende Dezember 2013 wurde der kleine Strand, der genau in Richtung Westen schaut, wieder richtig von den Brechern und dem Sturm getroffen.

Nun sind die Gärten mit den Sträuchern angenagt. 


Der Gartenzaun hat auch nachgegeben. Ah - und Hund Samba muss die Sache genau betrachten
Sandsäcke machen die Sache mal wieder höchst attraktiv. 
Das Chaos ist groß, die Grundstücke der Häuser oben werden kleiner.

Freitag, 14. Oktober 2016

Les Sept Saints

Die sieben schlafenden Heiligen - les sept saints dormants

Wenn man das Navigationsgerät richtig programmiert hat, dann fährt man durch diese engen, gewundenen Straßen mit den Bocage-Wällen, durch Eichenwälder und Maisfelder und an alten Höfen vorbei. Auf Weiden, von den Wällen abgegrenzt, gucken Kühe herüber, ab und zu diese schwarz-weissgefleckten, die Friesen sein könnten - und doch oft zu dieser uralten bretonischen Rasse gehören. Die Bretagne hat viele eigene Nutztierrassen, Geflügel, Kühe, Schweine, Pferde, einen Jagdhund und vermutlich noch anderes. Patriotismus ist auch hier weit verbreitet. Aber natürlich steht bei den meisten Landwirten der Ertrag an erster Stelle, weshalb dann die Nutztiere gehalten werden, die diesen garantieren.
Doch wir schauen nun auf die schönen Seiten des Landes.
Wir suchen einen kleinen Weiler - ein Hameau. Sein Name: Les Sept Saints. Genau genommen les Sept Saints dormants - die schlafenden sieben Heiligen.


Die Legende der sieben Schläfer von Ephesus

Der römische Kaiser Decius kommt im Jahr 251 nach Ephesus, um an den Opferfesten für die heidnischen Götter teilzunehmen. Bei dieser Gelegenheit will er die Christenverfolgung überwachen.
Einige Christen versuchen sich zu verstecken, werden aber gefunden und sterben den Märtyrertod. Unter den auf die Stadtmauern gestapelten Leichen drohen diese einzustürzen.
Bei Decius versehen 7 Söhne aus vornehmen Familien Palastdienst und werden verraten, da sie Christen sind. Sie werden zum Kaiser gebracht, der ihnen befiehlt, den heidnischen Göttern zu opfern. Als sie sich weigern, gibt ihnen der Kaiser Bedenkzeit, da sie noch sehr jung sind, und begibt sich auf eine Reise in umliegende Ortschaften.
Die Sieben sammeln Almosen für die Armen der Stadt und verteilen sie. Sie beschließen, sich in einer Höhle im Berg Achilus zu verstecken, um in Ruhe zu ihrem Gott beten zu können.
Als Bettler verkleidet wird der Jüngste in die Stadt geschickt, um Nahrungsmittel zu kaufen. Genau jetzt kommt Decius zurück. Der Junge flieht aus der Stadt und kehrt zu den anderen in die Höhle zurück. Er hatte in der Eile nicht geschafft, genügend Brote zu kaufen. Die Freunde fangen an zu wehklagen, essen von den knappen Lebensmitteln und schlafen schließlich ein, ihre Seelen in die Hände Gottes legend.
Nun befielt Decius, die Höhle zuzumauern.
In einem Manuskript aus dem 14. Jahrhundert steht, Decius habe nach den Jungen suchen lassen. Als man sie nicht fand, drohte er den Vätern Folter an. Darauf verrieten diese das Versteck ihrer Söhne. Decius ließ den Höhleneingang daraufhin verschließen.
Zwei weitere christliche Diener des Kaisers schreiben heimlich das Geschehene auf bleierne Tafeln nieder und verstecken diese in einer Schatulle unter den Steinen am Höhleneingang. Bald darauf stirbt Decius.