Freitag, 31. Oktober 2014

Argoat

Am Fluss Léguer entlang ins Landesinnere

Manchmal, wenn es stürmt und regnet, und es draußen am Meer und auf den Küstenwegen einfach zu ungemütlich ist, aber es mich irgendwie nach draußen zieht, weil ich die Wände des Häuschens zu gut kenne, dann fahre ich weg von der Küste ins Landesinnere, in das Gebiet südlich von Lannion, fahre den Léguer entlang, den Fluss, der durch Lannion hindurch ins Meer fließt. Siehe Blog Le Yaudet.
Am Fluß Léguer entlang gibt es einen hübsch aussehenden Wanderweg. Wer das mag, findet hier sicher spannende und wunderschöne Strecken. Ich bin nicht so sehr der Waldmensch, deshalb fahre ich mit dem Auto – zudem regnet es ja – und schaue mal, was es da so zu sehen gibt.
Typisches Beispiel für die Bocage
Das Innere der Bretagne ist das Argoat, das Gebiet des Waldes, auch wenn der heute größtenteils abgeholzt ist. Heute ist es die typische Knicklandschaft, die Bocage, mit den typischen Begrenzungen der Felder durch Hecken, wie man es auch von Großbritannien und Belgien kennt. Die Bocage geht auf die Kelten zurück, die bereits vor 2000 Jahren die Hecken für die Begrenzungen der Felder anlegten.
Wälle begrenzen die Felder und Wege
Aus den Hecken wurden über die Jahre Wälle. Verschiedene Straucharten, Brombeer- oder Ligustersträucher wachsen auf diesen Wallhecken, die dadurch bis zu 4,5 Meter hoch werden können – mit einer Tiefe von etwa 1 Meter. Das charakteristische Bild der Bocage wird zudem von Eichen und Eschen bestimmt, die von den Landwirten über die Jahrhunderte auf einem Großteil der Hecken gepflanzt worden sind.

Bocagefelder
Während der Flurbereinigung und durch die Zersiedelung wurde sehr viel von der Bocage zerstört.  Hauptsächlich ist sie in Gebieten mit Viehzucht erhalten und dient als natürliche Einzäunung für die Herden. Sie stellt einen natürlichen Lebensraum für die lokale Flora und Fauna dar, bietet Holz für die Bauern und Futter für das Vieh. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts werden deshalb die Bocagehecken gezielt gepflegt und neu gepflanzt.
Wenn man die Häuser entlang der Küste anschaut, wird man feststellen, dass die Abgrenzungen der Grundstücke oft Bocagehecken und –wälle sind. Das hat natürlich einen besonderen Reiz als Gartenzaun, ist aber wieder ein weiterer Beweis, dass die Landschaft teilweise sehr zersiedelt wurde.
Pferdeweide zwischen den Hecken und Wällen
Hohlweg ziwschen den alten Steinwällen - auf der anderen Seite Felder, Weiden oder auch Häuser
Hier im Argoat von Trégor dienen die Felder noch wirklich der Landwirtschaft. Es gibt viele Viehherden, aber auch Maisfelder, ab und zu Artischocken oder Blumenkohl. Gemüsebauern sind seltener, sie sind weiter westlich häufiger, vor allem dann im Leon jenseits von Morlaix. Hier im Trégor ist die Viehzucht häufiger. Die bretonische Milch und besonders die Butter sind  sehr schmackhaft. Die Höfe mit den Häusern aus grobem Granit sind verteilt über das ganze Gebiet, manche in kleinen Weilern zusammengefasst, deren Namen oft mit Ker… beginnen. Ker ist das bretonische Wort für Weiler. Ti ist das Haus, Ti Ker ist ganz logisch das Rathaus.
Am Fluss entlang jedoch ist Wald. Dichter, grüner, wilder Wald mit vielen Eichen. Ab und zu scheint ein Druide durch die Schatten zu schreiten, um mit der goldenen Sichel die Misteln abzuschneiden. Die Wälder scheinen mystisch. 

Kirchen und Schlösser

Ein paar Kleinode gibt es dann verteilt über das ganze Gebiet. Kleine Kirchen sind immer wieder zu finden, manche mitten in einem Feld, andere am Flussufer. Immer gehören die drei typischen Teile zum Kirchlein: Die Kirche selbst, der Calvaire und eine Quelle. Diese ist nicht immer direkt bei der Kirche, aber nie weit davon entfernt. Die Gründer, die Eremiten, die vor Sachsen und Angeln über den Kanal flüchteten und das Christentum in die Bretagne brachten, siedelten immer an einer Quelle, die den Kelten heilig war. Außerdem hatten sie Durst.
Kirchlein und Calvaire stehen dann oft auf romanischen Fundamenten, sind jedoch meist erst einige Jahrhunderte später gebaut, wie auch die größeren Kirchen in den Orten. Die Kirchen sind oft sehr dominant in den kleinen Orten. Sie zeugen vom Reichtum – der Kirche. Doch es waren die Bauern, die durch ihre Abgaben den Bau finanzierten.

Calvaire in Saint Thegonnec

Calvaire wird gerne mit "Kalvarienberg" übersetzt. Es sind teils einfache, teils komplexe Monumente auf viereckigen oder runden Steinsockeln, geschmückt mit umlaufenden Figurenfriesen. Der eigentliche Kalvarienberg mit der Darstellung der Kreuzigung Christi erhebt sich darüber. Die Plattform wird unter den Kreuzen von vollplastischen Figuren bevölkert.
Figuren stehen auch auf den Kreuzbalken. Aufgrund des harten Granitsteins sind sie meist einfach gearbeitet. Mit ihrer Mimik und der lebendigen szenischen Gestaltung tragen sie zu jener fantastischen Wirkung bei, die sie zu einer außerordentlichen Erscheinung der Renaissance-Kunst machen.
Calvaire in Guimiliau
Die bekanntesten Calvaire sind die von Guimiliau und Saint Thegonnec in der Nähe von Morlaix. Dort ist die Gegend der umfriedeten Pfarrbezirke. Deutlich nach außen abgegrenzte Ensemble aus Kirche, Calvaire, Gebeinhaus, Triumphtor und Friedhof. Irgendwo auf innerhalb oder in der Nähe ist dann noch eine Quelle, die ebenfalls eingefasst ist.

Die Kirche von Tonquédec
Im Trégor gibt es unzählige kleinere Kirchen innerhalb und außerhalb der Orte.
Und der Gargouille grinst...
Eine imposante Kirche steht in dem kleine Ort Tonquédec. Sie wurde im 15. Jahrhundert gebaut, in der Revolution 1790 bis auf den Turm von 1735 zerstört und 1835 wieder aufgebaut. Sie ist ein typisches und durchaus attraktives Beispiel für viele Kirchen.
Einige Kilometer weiter, am Fluß, steht eine restaurierte, fast quadratische Burg, Château de Tonquédec, eines der am meisten besuchten Baudenkmäler der Bretagne. Die Burg ist eine der beeindruckendsten Befestigungsanlagen des mittelalterlichen Frankreichs. Sie wurde im 12. Jahrhundert gebaut. Heute kann sie für Fotoshootings und Filmaufnahmen gemietet werden. Tafeln und Plakate zeigen, dass im Sommer hier auch Ritterspiele stattfinden.
Das Landesinnere des Trégors ist wie ein Labyrinth. Wenn man sich von den großen Straßen von Lannion nach Guingamp oder Belle-Île-en-Terre entfernt, tut man gut daran, einen natürlichen Richtungssinn zu haben - oder das Navi zu bemühen - denn man kann sich in diesem Gebiet gnadenlos verirren. Doch wenn man es tut, dann bewegt man sich am Besten einfach immer in dieselbe Richtung vorwärts und gelangt zwangsweise dann doch wieder an einem der Orientierunspunkte - notfalls am Meer.

Im Labyrinth

Wenn man jedoch etwas in diesem Gebiet sucht - einen Ort, eine bestimmte Kirche, ein Schloss - dann ist die Erfindung des Navigationsgerätes endlich eine sinnvolle Errungenschaft, sofern man den Namen des Ortes im Navi findet - auch nicht immer ganz einfach, den die vielen kleinen Weiler sind meist unter dem Namen eines größeren Ortes wie z.B. le Vieux Marchè zusammengefasst, liegen aber weit verstreut. Als Ort findet man sie nicht - im Detail nur dann wenn man genau weiß wie sie heißen - bretonisch oder französisch. Es ist also oft ein reines Glücksspiel.
Ich wundere mich, wie ich diese Plätze in den Urzeiten, als mich noch kein Navi lenkte fand. Als ich dann eines hatte, hielt ich die Koordinaten fest - heute als finde ich sie tatsächlich mit Hilfe des Gerätes.
Und so finde ich auch seither ein besonderes Dorf - Les Sept Saints - von dem die nächste Geschichte handeln wird. 

Samstag, 25. Oktober 2014

Pointe Primel

Rechts vor der Landmasse sind die Felsen der kleinen Halbiinsel Pirmel zu erkennen

Über die Grenze nach Finistere 

Ein Nachteil hat die Côte Granite Rose - es dauert immer etwas, von ihr wieder wegzukommen.
Eigentlich will man ja gar nicht weg - sie ist so schön - aber manchmal hat man halt doch Lust, noch andere Gegenden kennenzulernen.

Besonders der Weg nach Westen, der zuerst einmal nach Süden führt, ist etwas langweilig, wenn man ihn jedes Mal fahren muss, um zu einem der Orte zu gelangen, die die Bretagne südlich und westlich des Trégor zu bieten hat.
Von Trégastel nach Lannion ist ja schon so eine Sache - ein schmales Sträßchen windet sich zuerst den Berg hinauf, dann durch Felder und schließlich durch kleine Weiler am Flughafen vorbei und über mehrere Kreisverkehre, die die Fahrerin mal mindestens aus dem Dämmerschlaf der Langeweile reißen.
In Lannion am ersten Kreisverkehr rechts - gegenüber die attraktiven Blöcke des Kommerzes - Supermarkt, Möbelladen, wieder ein Kreisverkehr, zweispurig - gegenüber ein Elektroladen, ein Klamottenladen, noch ein Klamottenladen, Schuhe gibt es auch - noch ein Supermarkt und das Etablissement einer Hamburgerkette gleich neben einer Filiale des frankreichweiten Steakhouses, das auf Wild West getrimmt ist.
Hinunter zum Fluss Léguer, bei Ebbe nur aus schwarz-schimmerndem Schlicker bestehend. Schöner ist es bei Flut, wenn der Fluss ein Fluss ist. Dann am Kreisverkehr rechts, gleich darauf gerade aus hinüber - beides in feinster verkehrstechnischer Anarchie - und hinauf wieder den Berg, netterweise kurz zweispurig, falls ein langsames Fahrzeug die Steigung nicht schafft. Oben wieder ein Kreisverkehr - noch einer, wieder Supermärkte und andere Tempel des Kommerz, Werkstätten, ein Küchenausstatter. Schließlich ein neuer Kreisverkehr. Und ein Menhir mitten auf einer Wiese. 
Dann schlängelt sich die Straße hinunter ans Meer - die Bucht von Saint Michel-en-Grève, da, wo die grünen Algen berühmt wurden, als ein Pferd starb und Menschen keine Luft mehr bekamen. Das ist einige Jahre her, der Strand ist weiterhin manchmal grün, doch jetzt im Herbst hatten die Bemühungen der großen Maschinen, die Algen zusammenzuschieben, Erfolg - es ist zu kühl für neue - bis zum nächsten Jahr.
Saint Michel-en-Grève aus der Bucht heraus
Hinauf geht es - und am Beginn von Plestin-les-Grèves rechts ab, die Küstenstraße entlang. Dem Navi gefällt das nicht, es weist mich an, zurück auf die große Straße zu fahren, aber das ficht mich nicht, ich bin es gewohnt, mit ihm im Clich zu stecken.
Die Straße macht einen Bogen wieder hinunter zu der Bucht und die Grenze zum Finistere - dem westlichsten Departement der Bretagne, nach dem dann nur noch die Île Ouessant vor dem nördlichen und die Île de Sein vor dem südlichen Teil liegen, danach die endlose See - der Atlantik - bis irgendwann Amerika.

Finistere - das Ende des Landes.

Nun ja, bis dahin dauert es noch etwas, etwas über 100 km sind es, bis nur noch ein Sturz in den Atlantik möglich ist, bis zum westlichsten Punkt des Kontinents. Richtung Norden sind es nur ein paar Meter bis zum Meer - dem Kanal.
Die Straße führt durch Locquirec, einen kleinen hübschen Ort, der sich an die Kurve der Bucht von Lannion schmiegt und hinüber zur Mündung des Léguer schaut. Ich nehme natürlich die Straße hinunter zum Hafen, wenigstens einmal muss ich hier durchgefahren sein.
Nach Locquirec geht rechts die Rue de la Corniche ab, ein kleines Sträßchen mit vielen Aussichtspunkten oben auf den Klippen. Der Wanderweg GR34 zieht sich hier in den Klippen entlang, sehr spannend für Leute mit Höhenangst - aber wunderschön, sicher eine der schönsten Etappen, wenn man die Bretagne zu Fuß umrundet.
Das Meer liegt in seinen unendlichen Farbtönen vor mir, vom tiefsten Blau bis zu lichtem Türkis, . Davor die roten Klippen mit dem Farn, jetzt im Herbst rotbraun, im Frühjahr und Sommer grün.
Die Straße geht hinunter bis fast ans Meer - eine kleine Bucht mit einigen Häusern, in einem ein Café mit Bibliothek. Hier leben viele Engländer. Die alten Bauern- und Fischerhäuser scheinen von den Briten aufgekauft worden zu sein. Oben auf den nächsten Klippen stand im vorigen Jahr ein ganzer Weiler zum Verkauf, in dem Briten gelebt hatten. Die Krise hat sie anscheinend zurück über den Kanal geschickt.
Hinauf geht es, etwas hinein ins Land, vorbei an riesigen Gewächshäuserm mit Tomaten und Erdbeeren, an Artischockenfelder. Intensivlandwirtschaft - der Leon ist nicht mehr weit.
Eine kleine Kirche war vor einigen Jahren noch eine Ruine, jetzt ist sie wieder hergestellt. Wie ich vermute durch die Initiative einiger Anwohner, wie es oft der Fall ist, bei Mühlen, Kirchen und ähnlichen alten und zerfallenen Gebäuden. Das ist eine Sache, die mir sehr gefällt: Patrimoine - kulturelles Erbe - wird durch die Bürger gerettet - und nicht von Staats wegen. Kurz nach einer kleinen Senke führt ein schmales Sträßchen nach Rechts zur Steilküste. Beg an Fry heißt die Felsennase, von der man einen herrlichen Blick über die Bucht von Lannion hat. Die Farben der Bretagne breiten sich über das Meer und die Küste aus. Ein atemberaubender Platz. Der Wanderweg führt auch hier vorbei - man sollte wirklich keine Höhenangst haben und gut klettern können. 
Beg-Fry
Die Straße windet sich wieder an der Steilküste entlang, der Ausblick ist fantastisch. Ausweichplätze geben die Möglichkeit, anzuhalten und den Ausblick zu genießen und vor allem zu fotografieren. Im Westen sehe ich einen Felsenhaufen vor der Landmasse des Kontinents ins Meer hinausziehen. Mein Ziel: Primel-Trégastel, die schmale Nase des Pointe Primel mit seinem charakteristischen Kugelfelsen auf der Meeresseite.
Schließlich geht es abwärts zum Strand von Plougasnou. Links liegt Saint-Jean-du-Doigt mit seiner Enclos Paroissial, seiner Kirche mit umfriedetem Pfarrbezirk und Calvaire. 
Hinauf führt die Straße nach Plougasnou, an der Kirche vorbei, wie immer ein imposantes Gebäude, und auf der anderen Seite hinaus, bis ein Schild scharf nach rechts weist. Eine schmale Straße, an der an einigen kurvenreichen, steilen Stellen möglichst kein Wohnmobil entgegenkommen sollte, führt hinunter nach Primel und dort am langen weißen Strand entlang. Ferienhäuser stehen an der Straße, einige im Stil des Art Decor, wie so viele der älteren Häuser an der Küste. 
Es gibt zwei Möglichkeiten, auf die Halbinsel des Pointe Primel zu gelangen. Einmal gibt es den Parkplatz direkt von der Durchfahrtstraße am Ende des Kais, von wo aus dann ein breiter, gut begehbarer Weg auf die Halbinsel führt. Man kann auch entlang der Küste auf einem schmalen Pfad gehen, muss dann aber über den Felsen klettern.

Ich biege zum Campingplatz ab, der nun im Herbst geschlossen ist. Es ist ein camping muncipal,für Zelte und Wohnwagen bzw. Wohnmobile, keiner der großen Plätze mit Mobilhomen und Animationen. Wäre ich Camper, würde ich ihn lieben. Gegenüber ist ein Parkplatz.

Le Poudrière
Und auf der anderen Seite der Wiese der Felsen mit einer künstlichen Höhle, der Poudrière - es war Pulver hier gelagert gewesen, um die Granitsteinbrüche zu brechen. Später lagerte dann Munition der Deutschen darin. Heute scheinen hier heidnische Riten abgehalten zu werden. Druidenrituale werden an einigen Plätzen der Bretagne, die eine besondere Ausstrahlung haben, abgehalten. Der Kraft dieses Platzes - der ganzen Halbinsel -  kann man sich nur schwer entziehen.
Le Poudrière

"Wenn Sie diesen Ort wirklich kennenlernen wollen, müssen Sie einfühlsam und erkundungsfreudig sein", meint ein bretonischer Wanderratgeber.

In der Nähe sieht man auch noch Reste eines Aufstiegs zu einem Schloss aus dem Mittelalter. Wenn man genau auf den Boden schaut, kann man die Aufteilung der Räume erkennen. Im 17. Jahrhundert wurden die Mauern beschossen, um den Briganten Guy Eder de la Fontenelle gefangen zu nehmen.

Der Wall mit dem Wachhaus
Von hier sieht man den Wall, der sich quer über die Halbinsel von der Anse de Diben bis zur Anse de Primel auf der Ostseite zieht. Der Felsenwall ist Natur. Von oben hat man einen Rundblick in weite Ferne. Und er bietet einen großartigen Schutz vor Feinden aus dem Festland, wenn man sich auf der Ebene zwischen Wall und dem runden Felsen aufhält. Schon deshalb ist klar: Dieses Halbinselchen hatte immer strategische Bedeutung.
Besiedelt war die Halbinsel seit 7000 Jahren. Sie war nicht nur Zuflucht, sondern auch strategischer Posten. Die Überreste, die man fand, sind größtenteils von Befestigungen und Forts. Zu jeder Zeit war es ein Beobachtungsposten für die Überwachung der Küste von Morlaix bis Lannion.

Auf dem Wall
Den Wall mit dem Wachhäuschen kann man erklimmen. Ein Pfad über Geröll und Felsen führt fast gerade hinauf. Er teilt sich irgendwann, ein Weg geht nach links ab, er scheint einfacher zu sein, ich bin ihn nie gegangen, denn wenn ich hier schon hinaufklettere, dann auch zum Wachhäuschen. Oben angekommen bin ich stolz, es geschafft zu haben - und fasziniert von dem Blick, der sich mir bietet.
Im Westen Diben mit seiner Bucht und dem Hafen, im Osten sehe ich ganz in der Ferne die Küste mit der Mündung des Léguers, Trébeurden und links, das muss die Île Grande oder besser die Inselchen daneben sein. Nach Norden streckt sich unterhalb des Walls eine Art Fläche mit Hindernissen. Sie ist nicht eben, ein Felshaufen befindet sich noch an ihrer rechten Seite, doch gegenüber ist jener große runde Felshaufen, der von Weitem dem Pointe Primel sein typisches Aussehen gibt.
Der Pfad führt durch den hohen Farn über Felsen hinunter, er ist jedoch nicht so schwierig wie der Weg auf der anderen Seite.

Die Ebene steigt gegen den großen Felsen am Ende leicht an.
Sie wurde im 17. Jahrhundert von Vauban nivelliert, der dort eine Batterie Kanonen installierte. Sie ist am Rand trotz der heutigen Vegetation noch deutlich zu erkennen. Teilweise führt der Pfad ans Ende auf einem Wall entlang.
Und als der Farn endet, ist das Gras nur milimeter hoch, die Erde drückt hindurch, das typische
Die Erosion ist hier deutlich zu sehen. 
Zeichen für die Erosion. Der Krumen, verdichtet durch die vielen Füße der Touristen und nicht durch Bewuchs gesichert wird durch Wind und Wetter abgetragen.

Le Gouffre
Und dann endet die kleine Ebene abrupt an der Gouffre. Senkrecht geht es hinunter. Unten tobt das Wasser - wenn Hochwasser ist. Bei Ebbe ist der Grund felsig. Man sollte nicht zu freudig über diese kleine Ebene toben, man könnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. Und dann gibt es nur noch den freien Fall.
Gouffre westliches Ende
Die Natur hat hier ein Glanzstückchen geleistet, in dem dieser Felsen vom Rest durch diese schmale Schlucht abtrennte, die wirklich von der eine Bucht zur anderen reicht, gerade wie mit dem Lineal gezogen. Ich kann nicht an den Rand stehen, der Abgrund macht schwindelig. Ich muss mich an dem Felsen, die links den Rand der Gouffre bilden, abstützen, um wenigstens etwas in die Tiefe schielen zu können. Und ich gerate in Panik, als ich den Hund am Rand sehe, wie er neugierig in die Tiefe schaut.
Gouffre östliches Ende
An einer Stelle scheinen wagemutige hinunterklettern zu können. Ich habe mir sagen lassen, da sei auch ein Seil gespannt. Doch viele tun es sicher nicht. Auf der anderen Seite sieht man auch einen Pfad hinaufführen. Doch eigentlich ist dieser Felsen gegenüber, auf der anderen Seite der Schlucht, ein sicherer Platz für die Seevögel.
In den 1920er Jahren installierten hier die Poupon Brüder, Hoteliers, eine Brücke für Touristen, erklärt der Wanderratgeber. Die Lage der Brücke ist noch sichtbar, wenn man die Felswand genau anschaut.

Am Ende der Spitze befindet sich ein tiefroter Stein. Diese Farbe würde bezeugen, Nach dem Archäologen François Le Gall würde diese Farbe auf ein Leuchtfeuer, das wie ein Leuchtturm wirkte, hinweisen. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Wächter in einer kleinen Steinhütte lebten, von der nur noch Reste zu finden sind.
Saint Pol de Leon

Ich setze mich eine Zeit lang in die Felsen nach Westen und schaue über die Bucht von Morlaix. Gegenüber sehe ich die drei Türme von Saint Pol de Leon, rechts davon Roscoff - ein weißer Block liegt dort vor der Küste, die Fähre nach England oder Irland. Am Ende der Landmasse liegt die Île de Batz.
Der Rückweg führt mich nicht mehr über den Wall. Es gibt drei Möglichkeiten, auf diesen Platz zu kommen - die zwei Wege über den Wall und dann noch auf der Ostseite am Wall vorbei. Dieser Weg ist durchaus auch für Leute, die nicht so sicher auf ihren Füßen sind, zu meisten. Gutes Schuhwerk sollte man auch hier haben.
Die Felsbarrikade von der anderen Seite
Ein kleiner Pfad um einen Felsen hier herum, den ich immer gerne gegangen bin, ist für mich nun blockiert. Auch hier haben die Winterstürme die Küste abbrechen lassen. Ich komme an dieser Stelle nicht mehr weiter. Ich setze mich dennoch eine Zeit in eine windgeschützte Ecke und schaue hinüber zum Trégor, bis ich dann zurück auf den Hauptweg um den großen Wall herum gehe. Bevor ich aus dessen Schatten trete, sehe ich unten am Strand den Menhir. Ich entscheide mich, ihm einen Besuch abzustatten und dann direkt am Meer über die Kieselsteine zurück zum Parkplatz zu gehen.
Der Menhir

Am eigentlichen Weg stehen vor einem kleinen Abstieg über einen Steinhaufen zwei aufrechte Steine am Weg. Sie markieren den Eingang zu einer "Allée Couverte", einem megalithischen Bauwerk, das aus senkrechten Steinen, die mit waagrechten Platten überdacht sin, besteht. Oft fehlen diese Überdachungen heute, denn viele diese megalithischen Stätten waren als Baumaterial zerstört worden.
Allee couverte
Die Legende besagt, es sei das Bett einer Sirene, die Schiffe an die Felsen lockte. Sie wurde von Prim Aëlm, einem guten Engel, getötet, was dem Ort seinen Namen gab. Ganz prosaisch handelt es sich aber wohl eher um ein Grab aus der Jungsteinzeit.
Auf dem Weg zum Parkplatz dann noch ein Geheimnis dieses Ortes. In den massiven Farnen erinnert etwas erhöht ein Busch an die Kapelle Saint-Dominique mit dem sie umgebenden Friedhof vom Anfang des letzten Jahrhunderts.